Die Haselnuss – Corylus avellana
Birgengewächse (Betulaceae)
Es ist jedes Frühjahr eine Freude, wenn aus dem graubraunen Ästgewirr am Wegesrand auf einmal ein Strauch in Gelb zu leuchten beginnt. Es handelt sich dabei um die männlichen Blütenstände der Haselnuss.
Der Haselstrauch kommt in ganz Europa und Westasien vor. In der Türkei und im Piemont gibt es die grössten Haselnussanbaugebiete in Europa. Sie mag es gern nährstoffreich und wenn sie ihre Wurzeln tief in den Boden strecken kann. Kälte macht ihr wenig aus und man fand sie als Pionierpflanze nach der Eiszeit. Das ist sie auch heute noch eine Pionierpflanze. Das bedeutet, dass sie zu den ersten Gehölzen bei einer Wiederbesiedelung gehört. Sie stellt keine großen Ansprüche. Nur saure und sumpfige Böden mag sie nicht sehr.
Sie wächst mit vielen “Stämmen” aus der Erde und kann sich gut 6–8 m in die Höhe strecken. Sie ist sehr wuchsfreudig. So treibt sie zurückgeschnitten gerne wieder neue Stämme aus. Aus diesen “Stämmen” kann man so vieles tolles zaubern, wie Äste fürs Stockbrot über dem Feuer, Pflanzenhalterungen im Gemüsebeet, Zäune erstellen, zum Körbe flechten, Gehstöcke und vieles mehr. Ich habe sie mir als Vorhangstangen in meinen Camper geholt und mag sie sehr.
Die Blätter sind rundlich und stehen wechselständig am Ast und sind doppelt gesägt. Sie können bis zu 10 cm groß werden. Es ist eine Blätterfülle. Im Winter verrotten die Blätter sehr gut und düngen den Boden. Die Haselnuss verbessert ihren Boden um sich herum somit sehr gut. Eine sehr kluge Pflanze. Doch die Blätter kommen lang nach den Blüten.
Die Blätter können in der wilden Küche verwendet werden. Der richtige Sammelpunkt ist von ihrem Erscheinen bis zum Juni. In der türkischen Küche sind die Verwendung von Weinblättern sehr bekannt. Die Haselnussblätter können genauso verwendet werden. Einfach kurz blanchieren und in kaltes Wasser legen und schon kann man sie mit den herrlichsten Speisen füllen. Sie können getrocknet und für Tee verwendet werden. Sie können ebenso wie Weinblätter salzig eingelegt und konserviert werden (gerne auch in einer Salzöl-Lösung).
Aber auch ein Pürree oder ein Spinat ist etwas sehr Feines. Es lässt sich auch Blätter-Chips herstellen oder in Bratlinge oder Quiches verwenden
Die Blätter können auch für einen Tee getrocknet werden. Sie enthalten einen Stoff, das Sitosterin, was in der Naturheilkunde auch zum Senken von Cholesterin verwendet wird. Auch wird ihr mit ihren Inhaltsstoffen eine Krebsvorbeugung in der Naturheilkunde nachgesagt.
An dieser Stelle auch kurz ihre Bedeutung in der Gemmotherapie. Der Therapie aus den Knospen. So sammelt man die frischen Knospen der Hasel und kann ein Gemmopräparat herstellen, welche in den Beschreibungen folgende Hautpwirkungen hat:
- Stärkung der Lungenfunktion
- blutaufbauend
- entzündungshemmend
- Lymphsystemunterstützend
Gemmopräparate gibt es zwischenzeitlich auch zu kaufen. Eine gute Quelle ist Revitalkonzept, welche in Südtirol in einem Familienbetrieb die Präparate in hoher Qualität herstellt.
Doch zurück zum Frühling. Denn bevor sich die Blätter zeigen, können wir schon die Blüten entdecken. Meist zuerst die männlichen Blütenstände und etwas später die weiblichen Blütenstände und strecken ihre zauberhaften roten Naben in die Welt. Aus den weiblichen Blütenständen entsteht später auch die uns sehr wohlbekannte Haselnuss, welche im September bis Oktober reif sind und herunterfallen.
Sie ist ein Windbestäuber und ermöglicht sich so die Bestäubung zuerst mit anderen Haselpflanzen. Erst wenn da nichts zu machen ist, bestäubt sie sich dann später selbst. Aber auch Bienen lieben die männliche Haselblüte im Frühjahr als erste Nahrungspflanze.
Wir haben dieses Jahr einen sehr milden Winter und so habe ich an meiner Neujahrswanderung an sonnenexponierten Stellen die ersten Blüten entdeckt. Spätestens aber im März lässt sich die Haselblüte nicht mehr aufhalten und produziert sehr viele Pollen. Ein Kätzchen enthält bis zu 2 Millionen Blütenpollen. Da kommt also was zusammen. Allergiker können davon ein Lied singen. Dies ist natürlich auch eine Warnung an Allergiker. Nähere Dich sorgsam und nach Deinen Möglichkeiten der Haselnussblüte. Beobachte Dich und die Reaktionen des Körper sehr gut. Es könnte sein, dass Du eine neue Stabilität erlangst, aber immer nur im richtigen Rythmus und Menge.
Die Kätzchen werden in der Naturheilkunde jedoch auch als fiebersenkend und schweißtreibend beschrieben. Enthalten viele Flavonoide (der gelbe Farbstoff) – super für unser Immunsystem.
Aus diesen wunderschönen gelben Würstchen wurde schon immer gern ein Salz hergestellt. Oder sie wurden vermahlen und unter das Mehl zum Strecken gemischt. Man kann die noch nicht geöffneten Kätzchen auch sauer einlegen.
Man kann sie einfach auch vom Baum naschen. Der Geschmack ist nicht sehr markant. Sie sind knackig und etwas trocken.
Mann kann sie in der Pfanne jedoch etwas anrösten und Honig darüber geben.
Eine andere Leckerei ist sie in den Frühstücksporridge oder auch unter eine Banane zu geben.
Die Kätzchen kann man in heissem Wasser auch zu einem Tee ausziehen lassen.
Man kann sie auch süss/ sauer einlegen. Dazu stellt man zunächst eine Gewürzmischung her, aus:
- Lorbeerblätter
- Pfefferkörner
- Koriandersamen
- Wacholderbeeren
Einfach alles zusammen im Mörser vermörsern.
Apfelsaft mit Zitronensaft, Honig, Gewürzmischung und Salz in einen Topf geben. Aufkochen lassen. Kätzchen dazugeben und 10 Minuten sieden. Heiss in sterile Gläser abfüllen. Verliessen und auf dem Kopf gestellt abkühlen lassen. 4 Wochen an einem dunklen Ort lagern und probieren.
Doch bei all diesen Ideen ist es wichtig zu beachten, dass es sich um die erste Nahrung von Insekten, Bienen und Wildbienen handelt. Bitte nur eine kleine Köstlichkeit für sich zubereiten und keinen Raubbau betreiben. Am besten gleich in seinem Garten einen Haselnussstrauch pflanzen und dort sorgsam ernten. Im Frühjahr ein paar Kätzchen, die Bienen beobachten und im Herbst sich über die Nüsse freuen.
Was habt ihr noch für Ideen?
Ich freue mich auf Eure Kommentare
Eure Heike Engel
4 Antworten
Hallo Heike,
Vielen lieben Dank für Deinen tollen Newsletter, uner den ich mich immer besonders freue. Auch ich liebe die Natur, weil sie so viele Schätze für uns enthält. Ich lebe mit meinem Freund und unserem Hund seit August 2022 auf einem immer noch im See befindlichen Segelboot und genieße schon gleich nach dem Aufstehen den herrlichen Blick in die Natur und merke dabei immer, wie sie mir ihre Kraft schenkt! Danke! Und das spürst auch Du und deshalb lese ich Deine Worte immer sehr bewusst und setze auch viele Rezepte oder Anregungen von Dir um. Vielen Dank für Deine Motivierung meiner Lust, rauszuholen, zu entdecken, zu probieren..
außerdemdanje ich Dir für die Weiterleitung der anstehenden, interssanten, kostenlosen Onlinekurse. Man findet nirgends eine solche
Übersicht! Sei herzlich gegrüßt und genieße die Natur weiterhin und vertraue uns Deine Erlebnisse, Erfahrungen und d Kenntnisse an!
Danke, Dörte
Liebe Dörte – wow auf einem Seegelboot leben ist richtig großartig. Es freut mich so sehr, wenn meine Worte bei Gleichgesinnten ankommt und sehr gerne teile ich weiterhin mein Wissen mit Dir/ Euch. Dir alles Liebe Heike
Liebe Heike! Es ist wunderbar wie sich deine Begeisterung für das Erleben mit und in der Natur sich in dem Text wiederspiegelt. So eine Vielfalt an Tipps über die Haselnuss habe ich noch niemals gelesen. Ganz herzlichen Dank! Margareta
Vielen liebe Dank Margareta – das freut mich sehr, dass Dir mein Artikel gefällt und er Dich inspiriert. Dir alles Liebe Heike