im vorigen Artikel “Bluthochdruck – eine oft unterschätzte Erkrankung“habe ich Euch etwas über die Ursachen, Entstehung und Einteilung der Erkrankung mit Ihren Spätfolgen erzählt.
Dieser Artikel handelt nun von der schulmedizinischen Therapie.
Es ist ein wenig trocken und vielleicht schwerer zu lesen, jedoch finde ich auch diese Zusammenfassung wichtig. Denn wie oft habe ich in meiner Praxis schon gehört “ja – ich nehme dieses Medikament oder sogar mehrere – aber ich habe keine Ahnung was es macht”. Ich selbst bin kein Arzt und verschreibe die Medikamente nicht und mache auch keine Aussagen zu Dosierungen und Ähnlichem. Es hat auch keinen Vollständigkeitsanspruch. Es gibt sicher noch mehr Möglichkeiten und Therapieverfahren in der Schulmedizin, ich berichte Euch nur über die Häufigsten, welche mir in der Praxis immer begegnen. Denn ich finde es sehr wichtig zu wissen was die Medikamente im Einzelnen bewirken um dann auch den Arzt auf etwaige Probleme/ Wechselwirkungen aufmerksam zu machen, welche ihm evtl. noch nicht bekannt sind. Bei Gesprächen um die eigene Gesundheit sollten auf Augenhöhe stattfinden.
Wie Ihr im letzten Artikel erfahren habt gibt es die primäre und die sekundäre Hypertonie/Bluthochdruck.
Die sekundäre Hypertonie entsteht aufgrund einer Vorerkrankung. Und so richtet sich auch die Therapie bei einer sekundären Hypertonie zunächst auf die Grunderkrankung. Z.b die Entfernung von Nebennierentumoren, Operation von Aortenklappenfehlern etc.
Bei der primären Hypertonie sind meist keine Ursachen bekannt und so oft mit Medikamenten behandelt. Dies ist vom Schweregrad der Hypertonie abhängig. Da die Medikamente selbst meist ebenfalls Nebenwirkungen haben kommen zur eigentlichen “Tablette” meist noch ein/ zwei dazu. Selten bleibt es bei Einer.
- Bei jüngeren Menschen werden meist Beta-Blocker oder ACE-Hemmer verordnet
- Bei älteren Menschen verwendet man eher Diuretika und Calciumantagonisten
Wenn dies jeweils nicht zur Stabilisierung ausreicht, wird es oft mit einem anderen Medikament kombiniert. zb ein Diuretikum und ein Beta-Blocker oder ein Calciumantagonist oder ein ACE Hemmer. Ist der Bluthochdruck noch weiter fortgeschritten kombiniert man gern auch mal drei Medikamente. Die Wirksamkeit ist von Patient zu Patient verschieden. Wichtig ist für eine gute Prognose, dass der Bluthochdruck auf Dauer stabilisiert wird um die Spätfolgen zu vermeiden.
Doch die Medikamente haben auch Nebenwirkungen und dies sollte einem bewusst sein:
Ganz allgemein gilt:
- wenn der Blutdruck zu schnell gesenkt wird, wird evtl. das Gehirn zu schlecht durchblutet (z.b. Verwirrtheit, Lethargie…)
- Schwindel ist möglich durch den reduzierten Blutfluss – (Orthostase-Probleme) also langsam aufstehen etc.
- anfängliche Magen-Darm-Beschwerden und Müdigkeit verschwinden meist im Laufe der Zeit wieder.
- bei plötzlichem Absetzen kann es zu Herzrythmusstörungen oder einem überschießendem Blutdruckanstieg (Rebound-Effekt) kommen. Also bitte nie ohne Absprache mit dem Arzt die Medikamente einfach absetzen!
Nun kommen die Medikamente im Einzelnen:
Beta-Blocker:
Beta-Blocker (z.b. Metaprolol) hemmen den Sympathikus indem sie die Wirksamkeit der Botenstoffe Noradrenalin und Adrenalin z.b. im Herz-Kreislauf-System hemmen. Das Herzminutenvolumen, Herzfrequenz und Kontraktionskraft des Herzens wird gesenkt und damit auch der Blutdruck.
Vorsicht bei Diabetikern: denn eine Unterzuckerung ist schlechter erkennbar. Ein Diabetiker mit Beta-Blocker sollte also öfters seinen Zuckerspiegel messen! Auch Gewichtszunahme kann vorkommen. Es ist also kein Medikament für Patienten welche schon unter dem metabolischen Syndrom (sog. Wohlstandskrankheit) leiden.
ACE-Hemmer:
wie der Name schon sagt, hemmen sie das Angiotensin converting enzyme (ACE). Das bedeutet dass aus Angiotensin I kein Angiotensin II gebildet werden kann. Angiotensin II verengt die Gefäße (vasokonstriktorische Wirkung). Da weniger da ist verringert sich der Gefäßwiderstand und senkt den Blutdruck.
Nebenwirkungen sind chronischer Reizhusten, weiße Blutkörperchen können schlechter gebildet werden (Infektabwehr), Verstopfung (Obstipation), Geschmacksstörungen und Hautauschläge (Ekzeme).
ACE-Hemmer senken auch die Ausschüttung von Aldosteron. Aldosteron sorgt für die Aufnahme (Rückresorption) von Natrium und Chlorid und scheidet Kalium vermehrt aus. ADH wird erhöht und dies führt wiederum zu einer erhöhten Wasserresorption, mehr Volumen in den Gefäßen und zum Blutdruckanstieg. Dies sind wichtige Regelkreisläufe im Körper.
Für Diabetiker sind sie jedoch nicht schlecht, da sie die Glucosetoleranz verbessern und so Schäden an der Niere hinauszögern oder sogar verhindern können.
Angiotensin II Antagonisten:
Sie blockieren die Wirkung des Angiotensin II. Sie wurden aus den ACE-Hemmern entwickelt, wirken genauso gut und werden oft besser vertragen.
Calciumantagonisten:
Sie hemmen das Calcium an der glatten Muskulatur der Blutgefäßen. Das führt dazu, dass sie sich erweitern und der Druck wird gesenkt. Sie senken jedoch auch die Herzkraft herab (Vorsicht bei Herzinsuffizienz) und so wird auch der Sauerstoffverbrauch im Herzen herabgesetzt. Gefahr eines Herzinfarkts wird vermindert.
Die Nebenwirkungen sind meist gering. Es kann zu Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen kommen, Herzrythmusstörungen, Magen-Darm-Beschwerden, Appetitlosigkeit und Übelkeit. Ein sehr bekannter Vertreter ist das Nifedipin.
Sympathikus-Bremser:
Es gibt noch weitere Medikamente, welchen den Sympathikus ausbremsen wie zb Clonidin
Vasodilatatoren
sie beeinflussen direkt die glatte Muskulatur der Gefäße und wirken dadurch gefäßerweiternd und damit Blutdrucksenkend.
Schlusswort:
Es gibt zu den schulmedizinischen Medikamenten natürlich noch viel mehr dazu zu sagen. Bei Bedarf oder Interesse kann man sich in entsprechenden medizinischen Foren informieren. Mir ging es darum einen Überblick und vielleicht auch mehr Verständnis für die einzelnen Medikamente zu schaffen. Ich befürworte damit nicht die Einnahme, noch lehne ich sie ab. Mir ist jedoch die Vollständigkeit wichtig und sehr viele Menschen stützen sich doch genau auf diese Medikamente.
Ich hoffe ein wenig Klarheit in diesen Dschungel gebracht zu haben.
Freut Euch auf den nächsten Artikel – da geht es um den Bluthochdruck aus der Sicht der Naturheilkunde.
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Alles Liebe bleibt gesund und strahlend
Eure Heike
“Ich nehme Sie als aufgeklärte Menschen ernst und gehe davon aus, dass Ihnen bekannt ist, dass Heilpraktiker überwiegend Behandlungsmethoden aus der Komplementär- oder Alternativmedizin verwenden, für deren Wirksamkeit es keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt. Dennoch bin ich aus rechtlichen Gründen gezwungen, Sie darauf hinzuweisen, dass keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die therapeutische Wirksamkeit der angebotenen Empfehlungen, Behandlungen bzw. Behandlungsmethoden vorliegen.”