DANKE – ein fast vergessenes Wort

Ein stil­ler Gedan­ken­gang über ein lei­ses Wunder

Es ist klein, unschein­bar und bei­na­he aus der Mode gekom­men: das Wort Dan­ke.
Zwei Sil­ben. Fünf Buch­sta­ben. Ein kur­zer Moment der Acht­sam­keit. Und doch ist es mehr als eine Höf­lich­keits­flos­kel – es ist ein Fens­ter zu ech­ter Menschlichkeit.

Wo ist es geblie­ben, das Dan­ke?
War­um hört man es so sel­ten – an der Kas­se, im All­tag, zwi­schen Menschen?

Wir bringen Kindern bei, Danke zu sagen …

Schon klei­nen Kin­dern wird bei­gebracht: „Wie sagt man?“ – „Was sagt man, wenn man etwas bekommt?“
„Dan­ke“, mur­meln sie dann, manch­mal schüch­tern, manch­mal mecha­nisch.
Doch ist das wirk­lich ein Ler­nen? Oder nur ein Funktionieren?

Kin­der ler­nen nicht durch Wor­te – sie ler­nen durch das, was sie erle­ben.
Wenn Erwach­se­ne selbst nicht mehr dan­ken, nicht mehr inne­hal­ten, nicht mehr sehen,
wie sol­len Kin­der dann die Tie­fe die­ses Wor­tes begrei­fen? Denn es geht nicht nur um das Aus­spre­chen des Wor­tes, son­dern auch um deren Bedeu­tung, den Ande­ren, sei auch nur kurz, zu sehen und wahrzunehmen.

Danke in der Geschichte

Im alten Grie­chen­land war die Dank­bar­keit eine Tugend – eng ver­wo­ben mit dem Begriff der are­té, der mensch­li­chen Exzel­lenz. Auch im römi­schen Den­ken galt gra­tia – die Gna­de, die Gunst, die Dank­bar­keit – als eine edle Haltung.

In nahe­zu allen spi­ri­tu­el­len Tra­di­tio­nen spielt das Dan­ken eine zen­tra­le Rol­le.
Im Chris­ten­tum – „Dan­ke in allen Din­gen“ (1. Thess 5,18).
Im Bud­dhis­mus – die Pra­xis der Dank­bar­keit als Weg zur Acht­sam­keit.
Im Scha­ma­nis­mus – Dank an Mut­ter Erde, an die Pflan­zen, an das Leben selbst.

Dan­ken ist also kein moder­nes Kon­strukt. Es ist ein uraltes, hei­li­ges Bin­de­glied zwi­schen Mensch und Mensch – zwi­schen Mensch und Welt.

Warum sagen wir heute so selten Danke?

In einer Welt, in der vie­les käuf­lich ist, scheint das Dan­ke­schön über­flüs­sig gewor­den zu sein.
Man bezahlt für Dienst­leis­tun­gen. Man bestellt per App. Man nimmt, was man braucht – und geht.
Viel­leicht liegt es dar­an: Wenn alles schein­bar selbst­ver­ständ­lich ist, gibt es nichts mehr, wofür man dan­ken muss.

Aber ist wirk­lich alles selbstverständlich?

Ist es selbst­ver­ständ­lich, dass jemand das Essen kocht, das Haus sau­ber hält, zuhört, wenn man Sor­gen hat?
Ist es selbst­ver­ständ­lich, dass Pake­te recht­zei­tig ankom­men, Züge fah­ren, Kin­der gesund auf­wach­sen?
Ist es selbst­ver­ständ­lich, dass jemand liebt – ohne Gegenleistung?

Nein. Nichts davon ist selbst­ver­ständ­lich. Wir haben nur ver­lernt, es zu bemerken.

Die Wirkung von „Danke“

Ein ehr­lich gemein­tes Dan­ke hat Kraft. Es öff­net das Herz. Es stellt Gleich­ge­wicht her.
Psy­cho­lo­gen wis­sen längst: Dank­bar­keit macht glück­li­cher, gesün­der, sogar resi­li­en­ter.
Sie stärkt Bezie­hun­gen, min­dert Stress, erhöht die Lebenszufriedenheit.

Ein Dan­ke heilt. Nicht nur den ande­ren – son­dern auch uns selbst.
Es macht aus einem Moment eine Begeg­nung. Aus einem Dienst eine Ver­bin­dung.
Es ist ein Geschenk, das sich selbst vermehrt.

Was Danke eigentlich bedeutet

Das Wort Dan­ke stammt ursprüng­lich von den­ken, geden­ken, Gesin­nung.
Dan­ke sagen heißt im Kern:
Ich sehe Dich. Ich erken­ne, dass Du da bist. Ich neh­me Dei­ne Ges­te nicht als selbstverständlich.

Ein ehr­li­ches Dan­ke ist wie ein Licht.
Es beleuch­tet nicht nur die Hand­lung – son­dern auch den Men­schen dahin­ter.
Und manch­mal reicht genau das: gese­hen zu wer­den.
Nicht gelobt, nicht bewun­dert. Ein­fach: gese­hen.

Die stille Sehnsucht nach Anerkennung

Vie­le Men­schen geben – täg­lich.
Sie kochen, pfle­gen, orga­ni­sie­ren, hören zu, hal­ten Räu­me, tra­gen Ver­ant­wor­tung.
Nicht, weil sie dafür einen Preis erwar­ten.
Aber weil ein klei­nes „Dan­ke“ zeigt: Es bleibt nicht unbemerkt.

Nicht gese­hen zu wer­den, gehört zu den schmerz­haf­tes­ten Erfah­run­gen des Mensch­seins.
Es macht müde. Hart. Inner­lich leer.
Ein Dan­ke ist kein Pflas­ter – aber oft der ers­te Trop­fen Heilung.

Dankbarkeit als Übung – aber für wen?

In the­ra­peu­ti­schen und auch spi­ri­tu­el­len Krei­sen wird Dank­bar­keit oft geübt wie eine täg­li­che Medi­zin:
Drei Din­ge auf­schrei­ben, für die man heu­te dank­bar war.
Das ist schön. Und heil­sam und wich­tig, denn es hilft dem Men­schen.
Aber oft bleibt es bei sich selbst. Es hat nichts mit dem Gegen­über zu tun.

Das Jour­na­ling ersetzt nicht das gespro­che­ne Wort.
Es ersetzt nicht den Blick­kon­takt. Nicht das klei­ne Zei­chen an den ande­ren:
Ich dan­ke Dir.

Dank­bar­keit nach innen – ja.
Aber ech­te Dank­bar­keit braucht auch den Weg nach außen.
Sie lebt von Bezie­hung, von Reso­nanz. Von dem, was zwi­schen uns geschieht.

Was wäre, wenn wir wieder danken?

Ein Dan­ke im Vor­über­ge­hen.
Ein Dan­ke für eine all­täg­li­che Ges­te.
Ein Dan­ke an jeman­den, der sonst nie eines hört.
Ein Dan­ke an das Leben – und an den Men­schen, der gera­de vor uns steht.

Viel­leicht ist genau das der Anfang:
Nicht, weil man muss. Nicht aus Erzie­hung oder Pflicht­ge­fühl.
Son­dern, weil jeder Mensch gese­hen wer­den will.
Weil wir alle manch­mal nur eines brau­chen:
Zu spü­ren, dass unser Tun einen Unter­schied macht.

Es ist wert­voll ande­re zu sehen, das setzt uns wie­der in Bezie­hung, damit mei­ne ich kei­ne Part­ner­schaft, es kann eine “Bezie­hung” an der Super­markt­kas­se sein. Kurz für den Moment des Bezah­lens. Wie schön fühlt es sich an, wenn sowohl Zah­len­der, als auch Geld­neh­men­der sich in dem Moment begeg­nen. Auch wenn man einen Ande­ren sieht und ihm dankt, ist es viel­leicht genau der Heils­trop­fen, den der ande­re gebraucht hat. Und wer weiss, viel­leicht bekommt man die­sen Trop­fen genau in einem sehr schwe­ren Moment zurück, wenn ein Frem­der einen ein­fach kurz sieht. 


Fra­gen, die blei­ben dürfen:

  • Wann hast Du das letz­te Mal ein Dan­ke aus­ge­spro­chen, das von Her­zen kam, bzw Du den Ande­ren “gese­hehn” hast
  • Und wann hast Du eines ver­misst, bzw wann wur­dest Du für das was Du getan hast nicht gesehen? 
  • Was, wenn das ech­te Dan­ke heu­te wie­der begin­nen darf – mit Dir?

Ein kleines Geschenk zum Weitertragen

Viel­leicht magst Du Dir heu­te einen Moment Zeit neh­men.
Atme tief durch. Schlie­ße die Augen. Und fra­ge Dich:

🟡 Wem möch­test Du heu­te Dan­ke sagen?
Nicht, weil Du musst – son­dern weil Du es fühlst.
Weil die­ser Mensch gese­hen wer­den möch­te.
Weil eine Ges­te, ein Wort, ein stil­les Dasein es ver­dient haben.

Viel­leicht ist es jemand aus Dei­nem All­tag.
Viel­leicht jemand aus Dei­ner Ver­gan­gen­heit.
Viel­leicht jemand, dem Du noch nie Dan­ke gesagt hast.

🟡 Und dann tu es.
Lei­se oder laut.
Mit Wor­ten oder einem Blick.
Viel­leicht schreibst Du eine Nach­richt. Viel­leicht ein Zet­tel auf dem Tisch.
Viel­leicht flüs­terst Du es dem Wind zu.
Aber lass es nicht unge­sagt bleiben.

Denn jedes ech­te Dan­ke ist wie ein Licht –
und Du weißt nie, in wel­chem Moment es für jeman­den die Dun­kel­heit durchbricht.

Möch­test Du Dei­ne Gedan­ken tei­len?
Ich lade Dich ein, unter die­sem Bei­trag einen Kom­men­tar zu schrei­ben:
🟡 Wem möch­test Du Dan­ke sagen?
🟡 Oder: Wann hat Dich ein Dan­ke beson­ders berührt?
🟡 Oder: War­um fehlt Dir das Dan­ke manchmal?

Lass uns gemein­sam einen Raum eröff­nen, in dem die­ses klei­ne Wort wie­der groß sein darf. Es war mir ein tie­fes Bedürf­nis die­sen Arti­kel zu schrei­ben. Viel­leicht macht es auch etwas mit Dir, wenn ja freue ich mich über einen Kom­men­tar von Dir dazu.

Hei­ke

14 Antworten

  1. Welch schö­ner, tief­grei­fen­der Arti­kel! Vie­len Dank lie­be Hei­ke, dass Du so etwas ‚klei­nes‘ wie­der groß machst und in die Bedeu­tung gibt, die es eigent­lich hat. Denn in der Kom­mu­ni­ka­ti­on geht immer ganz viel um gese­hen /wahrgenommen wer­den. Da ist Dein Bei­trag sehr wert­voll! Vie­len Dank auch für Dei­nen News­let­ter und Dei­ne vie­len Impul­se! 🌸🌸Andrea

    1. Lie­be Andrea,

      von Her­zen Dan­ke für Dei­ne berüh­ren­den Worte!
      Es freut mich sehr, dass der Arti­kel Dich so erreicht hat – genau dar­um geht es mir: das Klei­ne wie­der groß und bedeu­tungs­voll wer­den zu las­sen. Wie schön, dass Du das genau­so spürst.

      Dei­ne Rück­mel­dung ist für mich ein gro­ßes Geschenk – sie zeigt mir, dass mei­ne Impul­se ankom­men und etwas bewe­gen dür­fen. Dan­ke auch für Dei­ne Wert­schät­zung für den News­let­ter, das gibt mir viel Kraft und Freu­de, weiterzumachen.

      Von Her­zen alles Lie­be für Dich 🌿🌸
      Heike

      1. Lie­be Hei­ke, dan­ke für dei­nen “Danke”-Artikel. Ganz beson­ders berührt hat mich der Gedan­ke, dass Dan­ke sagen mei­nem Gegen­über zeigt, dass ich sie oder ihn SEHE. Und ja, jeder Mensch möch­te gese­hen wer­den und ein Dan­ke­schön ist eine so leich­te, gute und auch ganz kur­ze Wei­se, dass zu tun. Das wer­de ich wie­der neu kul­ti­vie­ren – DANKE!

        1. Lie­be Doro­thee, wie schön, dass Dich genau die­ser Gedan­ke berührt hat – das freut mich von Herzen!
          Ja, gese­hen zu wer­den ist ein zutiefst mensch­li­ches Bedürf­nis, und ein schlich­tes „Dan­ke“ kann genau das schen­ken: Augen­hö­he, Wär­me und Wertschätzung.
          Wie wun­der­bar, dass Du das wie­der neu kul­ti­vie­ren möch­test – ich glau­be, die Welt wird dadurch ein klei­nes Stück heller. 🌟

          Dan­ke Dir für Dei­ne Rück­mel­dung – sie hat auch mich gesehen. 💛

          Her­zens­grü­ße
          Heike 🌿

  2. Lie­be Heike
    Dan­ke dass du so eine herz­li­che Men­schin bist, es tut bis in die See­le wohl.
    Alles Liebe
    Ruth

    1. Lie­be Ruth,

      Dei­ne Wor­te gehen mir direkt ins Herz – Dan­ke, dass Du mich so siehst. 💛
      Es berührt mich, dass mein Sein bis in Dei­ne See­le wohl­tut – genau dafür gehe ich los.

      Von Herz zu Herz
      alles Liebe
      Heike 🌿

  3. Lie­ben Dank Hei­ke für die­sen schö­nen Arti­kel. Ich emp­fin­de es auch so, dass ein von Her­zen kom­men­des Dan­ke, ein freund­li­ches Wort, ein kur­zes Lächeln, eine klei­ne hilf­rei­che Ges­te.… was auch immer.… die Welt zu einem lie­bens­wer­te­ren Ort machen. Und wenn ich mer­ke wie der ande­re sich dann freut, kommt die Freu­de sogar noch­mal zu mir zurück 🙂

    1. Wie schön, Dei­ne Wor­te zu lesen – Dan­ke dafür! 💛
      Du beschreibst es so tref­fend: Die­se klei­nen, ech­ten Ges­ten haben oft die größ­te Wir­kung. Und ja – die Freu­de, die wir schen­ken, kommt tat­säch­lich oft dop­pelt zurück.

      Es sind genau sol­che Momen­te, die das Leben wei­cher, hel­ler und mensch­li­cher machen.
      Dan­ke, dass Du sie teilst – und lebst. 🌿

      Her­zens­grü­ße
      Heike

  4. Lie­be Hei­ke, so ein schö­ner Arti­kel! Ganz lie­ben Dank dafür!
    Ich bedan­ke mich im All­tag oft­mals, z.B. wenn mir jemand im Super­markt Platz macht und seinen/ihren Ein­kaufs­wa­gen. Oder bei Arzt­hel­fe­rin­nen für ihr Tun usw..
    Auch den­ke ich dar­an, ande­re Men­schen freund­lich anzu­schau­en und sie damit zu sehen, anstatt acht­los vor­über zu gehen.
    Vie­le lie­be Grüße
    Annegret

    1. Lie­be Annegret,

      dan­ke für Dei­ne war­men Zei­len – es ist so schön zu lesen, wie bewusst und herz­lich Du durch den All­tag gehst. 🌿
      Gera­de die­se klei­nen Momen­te – ein freund­li­cher Blick, ein ehr­li­ches „Dan­ke“ – sind wie Licht­fun­ken im Miteinander.

      Dein Kom­men­tar zeigt, wie viel Gutes wir mit wenig Wor­ten bewir­ken kön­nen. Dan­ke, dass Du das lebst und teilst!

      Herz­li­che Grüße
      Heike 💛

  5. Mei­ne Oma schrieb mir fol­gen­den Spruch ins Poesiealbum:
    Zwei Schlüs­sel­chen öff­nen dir jedes Herz,
    zwei lieb­li­che klei­ne blanke.
    Hab Acht, dass du sie nie verlierst,
    sie hei­ßen “Bit­te” und “Dan­ke”.

    1. Wie wun­der­schön – dan­ke, dass Du die­sen berüh­ren­den Spruch Dei­ner Oma mit uns teilst! 💛
      Die­se zwei klei­nen Schlüs­sel­chen tra­gen so viel Weis­heit in sich – schlicht, sanft und so tief wahr. Ich fin­de, sie gehö­ren in jedes Herz und in jede Zeit.

      Wie schön, dass sol­che Erin­ne­run­gen leben­dig blei­ben – durch Wor­te, die uns von Gene­ra­ti­on zu Gene­ra­ti­on begleiten. 🌿

      Her­zens­grü­ße
      Heike

  6. Lie­be Heike
    Ein ganz gros­ses DANKE für dei­ne wun­der­schö­nen Impul­se zum Dankesagen.
    So lie­be­vol­le Her­zens­men­schen sind sooo wich­tig und tun so gut in die­ser her­aus­for­dern­den Zeit.
    Du bist da, du erdest, du bringst so viel Glück und Posi­ti­ves in die­se Welt.
    Auch für dein Sein ein Dan­ke von Herzen.
    Esther

    1. Lie­be Esther,

      hab von Her­zen Dank für Dei­ne berüh­ren­den Worte –
      sie tun ein­fach gut und wär­men mein Herz.

      Gera­de in die­ser inten­si­ven Zeit ist es so wertvoll,
      sich gegen­sei­tig zu erin­nern, zu dan­ken und zu verbinden.
      Schön, dass Du da bist – und dass wir uns auf die­sem Weg begeg­nen dürfen.

      Alles Lie­be für Dich
      Heike 🌿

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