Wien – eine Stadt voller Geschichte, majestätischer Architektur und kultureller Schätze. Sie ist nicht nur die Hauptstadt Österreichs, sondern mit rund 2 Millionen Einwohnern auch die größte Stadt des Landes. Geprägt von jahrhundertealter Tradition, atemberaubenden Bauwerken und einer lebendigen Atmosphäre, lockt sie Besucher aus aller Welt an. Mein Abenteuer begann am Abend zuvor, als ich mit dem Camper anreiste und unerwartet einen großartigen Stellplatz fand – mitten in der Stadt, direkt vor einer Straßenbahnhaltestelle. Perfekt, um Wien bequem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden! Schnell sicherte ich mir ein 24-Stunden-Ticket für nur 8 Euro und freute mich auf den kommenden Tag.
Der Morgen erwacht in Wien
Um Punkt 7:00 Uhr begann meine Stadterkundung. Noch war es ruhig, die Stadt lag in der sanften Morgenstimmung. Mit der Straßenbahn machte ich mich auf den Weg über den Praterstern zum Stephansplatz. Dabei bot sich mir ein wundervolles Bild: Die Sonne ging gerade hinter dem berühmten Riesenrad im Wiener Prater auf – ein Moment, den ich nicht so schnell vergessen werde. Der Himmel war strahlend blau, die weißen Sandsteinfassaden der Gebäude reflektierten das goldene Licht der Sonne – Wien zeigte sich von seiner schönsten Seite.
Mein erstes Ziel war der Stephansdom, das Wahrzeichen der Stadt. Mit seiner beeindruckenden gotischen Architektur, dem farbenfrohen Ziegeldach und dem majestätischen Südturm ist er ein Meisterwerk der Baukunst. Schon von außen beeindruckend, wurde es im Inneren noch imposanter: Hohe, filigrane Säulen, kunstvolle Altäre und eine Atmosphäre der Ruhe und Erhabenheit machten den Besuch zu einem besonderen Erlebnis. Ich ließ mich von der Schönheit des Doms gefangen nehmen und es besteht die Möglichkeit den Turm zu erklimmen, von dem aus man eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt genießen kann oder die Katakomben zu besuchen.
Das Dach des Stephansdoms ist eines der markantesten Wahrzeichen Wiens. Es besteht aus rund 230.000 bunten Ziegeln, die kunstvoll angeordnet sind. Besonders auffällig ist das farbenprächtige Mosaik des Doppeladlers, das Symbol des Habsburgerreiches, auf der Südseite. Auf der Nordseite sind die Wappen der Stadt Wien und der Republik Österreich zu sehen. Die schrägen Dachflächen haben eine Neigung von etwa 60 Grad, was das Reinigen und Warten besonders anspruchsvoll macht. Mit einer Länge von 111 Metern und einer Höhe von 38 Metern zählt das Dach zu den größten und spektakulärsten gotischen Kirchendächern Europas.
Das Innere des Stephansdoms ist ebenso beeindruckend wie seine Fassade. Die hohen, filigranen gotischen Säulen, das kunstvolle Netzrippengewölbe und die zahlreichen Altäre schaffen eine erhabene Atmosphäre. Besonders sehenswert sind der hochgotische Wiener Neustädter Altar, das prunkvolle Grabmal Kaiser Friedrichs III., gestaltet aus rotem Marmor, und die prachtvolle Kanzel von Anton Pilgram, ein Meisterwerk spätgotischer Steinmetzkunst. Zudem befindet sich im Inneren der Zugang zu den Katakomben, wo die Gebeine Tausender Menschen und Überreste früherer Bischöfe und Habsburger aufbewahrt sind.
Der Südturm des Stephansdoms ist mit 136,4 Metern das höchste Bauwerk der Wiener Innenstadt und ein beeindruckendes Beispiel der gotischen Architektur. Er wird auch „Steffl“ genannt und bietet nach 343 Stufen einen atemberaubenden Panoramablick über Wien. Ursprünglich war ein zweiter hoher Turm geplant, doch dieser wurde nie vollendet – stattdessen steht dort heute der niedrigere Nordturm mit der berühmten Pummerin, der größten Kirchenglocke Österreichs.
Der Stephansdom beherbergt mehrere Orgeln, wobei die bekannteste die Riesenorgel auf der Westempore ist. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg neu gebaut, nachdem die vorherige Orgel 1945 bei einem Brand zerstört wurde. Die heutige Orgel hat über 12.500 Pfeifen und gehört zu den größten Orgeln Österreichs.
Besonders beeindruckend ist die moderne Steuerung: Die Orgel kann digital gespielt werden, sodass auch die anderen Orgeln des Doms (z. B. die kleinere Chororgel) mit ihr kombiniert werden können. Durch ihre klangliche Vielfalt begleitet sie nicht nur Gottesdienste, sondern auch beeindruckende Konzerte in der einzigartigen Akustik des Doms. Die Orgel ist für mich in Kirchen immer wichtig, da meine Tochter Orgel spielt. Ich bin mir sicher, dass sie eines Tages auf vielen Orgeln der Welt spielen wird.
Wien erwacht – Zwischen Geschichte und Moderne
Nach dem Dom-Besuch schlenderte ich durch die erwachende Stadt. Während die Geschäfte sich langsam auf den Ansturm des Tages vorbereiteten, rollten Liefer-LKW durch die Straßen, die Müllabfuhr zog ihre Runden, und die Straßenreinigung sorgte für ein sauberes Stadtbild. Es war spannend, diesen Moment zwischen Stille und geschäftigem Treiben zu beobachten. Mein Weg führte mich durch die berühmte Fußgängerzone der Kärntner Straße, wo sich zahlreiche Geschäfte, Boutiquen und Souvenirläden aneinanderreihten. Es war faszinierend zu sehen, welche Vielfalt an Geschäften hier vertreten war – von exklusiven Marken bis hin zu traditionellen Wiener Handwerksbetrieben.
Mein nächster Halt war die Wiener Staatsoper, eines der bedeutendsten Opernhäuser der Welt. Obwohl ich sie nur von außen betrachtete, war ich beeindruckt von ihrer neorenaissancehaften Pracht. Der Prunkbau mit seinen eleganten Bögen und Skulpturen war schon am Morgen von Verkehr der Stadt und Einheimischen umgeben.
Die Wiener Staatsoper ist eines der renommiertesten Opernhäuser der Welt und ein zentraler Bestandteil der Wiener Kultur. Sie wurde 1869 unter Kaiser Franz Joseph I. eröffnet, mit einer Aufführung von Mozarts „Don Giovanni“. Der prachtvolle Bau im Stil der Neorenaissance beeindruckt mit seiner opulenten Architektur, kunstvollen Deckenfresken und einem luxuriösen Zuschauerraum, der 1.709 Sitzplätze und 567 Stehplätze bietet.
Ein besonderes Highlight ist der jährlich stattfindende Wiener Opernball, der das Haus in einen glamourösen Ballsaal verwandelt. Die Wiener Staatsoper ist zudem bekannt für ihre tägliche Aufführungstradition: Fast jeden Abend gibt es eine neue Oper oder ein Ballett – mit einem der weltweit besten Orchester, den Wiener Philharmonikern.
Ein weiteres Highlight ist die Oper für alle: In den Sommermonaten werden Aufführungen live auf einer Leinwand vor dem Opernhaus übertragen, sodass auch Besucher ohne Ticket die Musik genießen können. Wer die Oper von innen erleben möchte, kann eine Führung buchen oder sich eine der berühmten Stehplatzkarten sichern, die sehr günstig erhältlich sind.
Ein paar Straßen weiter erwartete mich die Hofburg, einstige Residenz der Habsburger. Die gewaltige Palastanlage beherbergt heute unter anderem die Österreichische Nationalbibliothek, das Sisi-Museum und die Kaiserappartements. Schon von außen spürte ich den kaiserlichen Glanz der Vergangenheit.
Ein königliches Frühstück und die Spanische Hofreitschule
Nachdem ich so viel Pracht bewundert hatte, wurde es Zeit für ein gemütliches Frühstück. Ich setzte mich in ein traditionelles Wiener Café, bestellte einen Melange – die typische Wiener Kaffeespezialität – und ein frisches Croissant. Nein – das tat ich nicht, schmunzel, da ich keinen Kaffee trinke und mit glutenfrei ernähre. Wäre es aber. Ich genoss einen leckeren Kräutertee und ass eine Früchtemischung, welches es dort gab. Beim Beobachten der vorbeiziehenden Menschen spürte ich die einzigartige Mischung aus Geschichte und modernem Stadtleben, die Wien so besonders macht.
Gestärkt machte ich mich auf den Weg zur Spanischen Hofreitschule, einer der bekanntesten Reitschulen der Welt. Schon beim Vorbeigehen konnte ich einen Blick auf die Stallungen und einige Lipizzaner erhaschen.
Die Spanische Hofreitschule in Wien ist weltweit bekannt für ihre edlen Lipizzaner, eine der ältesten Pferderassen Europas. Diese eleganten, schneeweißen Pferde stammen ursprünglich aus dem Gestüt Lipica (im heutigen Slowenien) und sind für ihre außergewöhnliche Intelligenz, Ausdauer und Anmut berühmt.
Die Reitschule, die seit über 450 Jahren besteht, bewahrt die klassische Reitkunst der Hohen Schule, eine Tradition, die von den Habsburgern gefördert wurde. Die Pferde werden in jahrelangem Training auf die anspruchsvollen Lektionen vorbereitet, darunter die berühmten Airs über der Erde, bei denen sie beeindruckende Sprünge und Figuren ausführen.
Am Vorabend hatte ich mir noch Tickets für die Morgenarbeit mit Musik gesichert – ein besonderes Erlebnis! Die edlen Pferde bei ihrer täglichen Arbeit zu beobachten, war ein Genuss. Die Anmut, Disziplin und Eleganz dieser Tiere in der historischen Reithalle zu erleben, ließ mich tief in die Welt der klassischen Reitkunst eintauchen. Interessanterweise ist es während der Vorstellung nicht erlaubt, Bilder mit Pferden zu machen – nur von der Halle selbst. Dennoch blieb der Moment in meinem Herzen festgehalten.
Während der Morgenarbeit mit Musik können Besucher die Pferde in der prächtigen Winterreitschule bewundern, einem barocken Juwel innerhalb der Hofburg. Hier trainieren die Reiter in den traditionellen weißen Uniformen, die an die kaiserliche Vergangenheit erinnern. Ein weiteres Highlight sind die Gala-Vorführungen, bei denen die Pferde ihre Perfektion in der klassischen Reitkunst zeigen – ein Erlebnis, das die tiefe Verbindung zwischen Reiter und Pferd eindrucksvoll demonstriert.
Schloss Schönbrunn – Ein Spaziergang durch imperiale Gärten
Nach diesem eindrucksvollen Erlebnis war es Zeit für ein weiteres Highlight: Schloss Schönbrunn. Mit der U‑Bahn und Straßenbahn fuhr ich ein Stück aus dem Stadtzentrum hinaus und erreichte die beeindruckende Barockanlage. Als einstige Sommerresidenz der Habsburger ist Schönbrunn eines der prachtvollsten Schlösser Europas. Schon der erste Anblick ließ mich staunen: Die goldgelbe Fassade strahlte in der Sonne, der weitläufige Ehrenhof und die filigran verzierten Fenster verliehen dem Schloss eine königliche Eleganz.
Ich spazierte durch die Schlossgärten, die im Sommer mit ihren kunstvollen Blumenarrangements und gepflegten Alleen zum Verweilen einladen. Bei mir waren allerdings nur abgedeckte Beete zu sehen. In der Ferne war die Gloriette zu sehen, einer Aussichtsplattform oberhalb des Schlosses. Habsburger-Monarchie. Ihr elegantes Design im klassizistischen Stil mit großen Rundbögen, Säulen und Skulpturen symbolisiert den Ruhm und die Macht des Kaiserreichs.
Heute beherbergt die Gloriette ein Café, das für seine stilvolle Atmosphäre und den einzigartigen Ausblick berühmt ist. Besucher können hier in historischem Ambiente eine Wiener Melange oder ein Stück Sachertorte genießen. Zusätzlich ist die Aussichtsplattform begehbar, von der aus sich ein unvergleichlicher Panoramablick über Wien bietet – besonders beeindruckend bei Sonnenuntergang.
Zurück zum Camper – Ein Tag voller Eindrücke
Nach so vielen Eindrücken und Erlebnissen machte ich mich langsam auf den Rückweg. Wieder zurück beim Camper, ließ ich den Tag Revue passieren. Wien hatte mich mit seiner Mischung aus imperialer Geschichte, lebendigem Stadtleben und kulturellem Reichtum verzaubert. Es war ein unvergesslicher Tag, der mir zeigte, warum diese Stadt immer wieder aufs Neue begeistert.
Wien – eine Stadt, die Tradition und Moderne perfekt vereint. Ich komme bestimmt wieder! Denn es gibt viele Dinge, welche ich noch nicht gesehen habe.
Warst Du schon in Wien?
Was muss man unbedingt gesehen und oder erlebt haben?
Viele Grüße Heike