Geschichte
Bei der Gletschermumie “Ötzi” fand sich ein Stück eines Birkenporlings an einer Lederschnur. Er wird aus dem Grund manchmal auch “Ötzi-Pilz” genannt. Da Ötzi sich auf der Wanderung befand, hatte er sicher nur das Nötigste dabei. Daraus erkannt man, dass der Pilz für ihn eine wichtige Bedeutung hatte.
Er hatte auch einen Zunderschwamm und einen Chaga Pilz (Schiefer Schillerporling) bei sich. Auch diese Pilze haben ihre Bedeutung. Heute möchte ich jedoch mit Euch beim Birkenporling bleiben.
Beschreibung des Birkenporlings
Er gehört zur Familie der Stilporlinge.
Beim Birkenporling handelt es sich um einen einjährigen Pilz, welcher konsolenartig (Überraschung) nur an Birken wächst. Er ist ein Zersetzerpilz und verursacht an der Birke die Braunfäule. Grundsätzlich kommt er an “gefallenen” Birken vor, kann aber auch schon an “sterbenden Birken zu finden sein. Sie bilden Braunfäule und an diesen Stellen bricht der Baum dann an windigen Tagen gerne ab. Wenn ich eine vom Wind geknickte Birke entdecke, bedeutet es für mich, dass die Birke höchstwahrscheinlich vom Birkenporling “befallen” ist und es lohnt sich, die Birke rund herum abzusuchen.
Der Birkenporling kommt als eine weiße Kugel aus dem Birkenstamm hervor. Er entwickelt sich dann wie eine Muschel und beginnt sich an der Oberfläche braun zu verfärben. Dieses Braun wird immer intensiver. Die weiße Porenschicht wird im Alter braungrau. Der Pilz selbst wird immer großer und welliger. Er kann einen Durchmesser bis zu 30 cm bekommen. Ich habe bis jetzt aber immer Exemplare so um 15 bis 20 cm entdeckt.
Essbar?
Ganz jung ist der Birkenporling weich, saftig und essbar – später jedoch ungenießbar.
Man kann den Birkenporling essen, habe ich selbst jedoch noch nie gemacht. Muss ich noch probieren. Es wird jedoch gesagt, dass er kein aussergewöhnlicher Speisepilz ist. Er ist einfach sehr bitter. Da gibt es einfach viele andere leckere Pilze. Was ich jedoch gut kenne und ihn sehr schätze, ist ein Birkenporlings – Tee:
Ihr könnt den Pilz frisch verwenden. Einfach nach der Ernte in Würfel schneiden, um die Oberfläche zu vergrößern.
Volksheilkunde
Den Birkenporling hat man schon in alten Zeiten in Skandinavien und Russland gern als Wundauflage verwendet. Dazu hat man ihn in feine Streifen geschnitten und aufgelegt, um seine antibiotische und entzündungshemmende (wird auf Polyporensäuren zurückgeführt) Eigenschaften zu nutzen.
Es gibt derzeit auch Forschungen, ob er in der Krebstherapie verwendet werden kann
Erfahrungsheilkundlich wird er bei Magen-Darm-Problemen (wie Magenschwäche, Magenreizung und Magenschleimhautentzündung) angewendet.
Es gibt auch Berichte von todkranken, deutschen Gefangenen im Russland, welche von Ureinwohnern Ostsibirens auf die umfangreichen Heilwirkungen des Birkenporling Tees aufmerksam gemacht wurden und überlebten.
Es werden ihm auch heilende Eigenschaften in weiteren Bereichen nachgesagt:
- Asthma
- unreine Haut
- Stärkung des Immunsystems
- Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems
- Regulierung von Blutzucker
- Schlafverbesserung
- Haarwuchsmittel
Auch für Heilzwecke werden nur die Birkenpilze mit einer weißen Porenschicht verwendet.
Verarbeitung
Pilze sollte grundsätzlich nach dem Sammeln nicht einfach auf die Seite gelegt werden. Überlege Dir gut, was Du mit dem zu sammelnden Pilz herstellen möchtest und verarbeite ihn zu Hause gleich dementsprechend.
Wenn Du ihn Dir für Tee aufbewahren möchtest, schneide ihn einfach in Scheiben und trockne ihn auf der Heizung oder im Dörraparat. Wichtig ist, dass der Pilz nicht tagelang trocknet (sonst kann er gammelig werden). Die Pilze sollten “rascheltrocken” (knackt beim zerbrechen) sein und möglichst luftdicht in einem Schaubglas gelagert werden, damit sie keine Feuchtigkeit ziehen.
In der Pilzausbildung bei Dr. Rita Lüder habe ich kennengelernt, dass Birkenpilzscheiben getrocknet ganz wunderbare Namensschilder sind. Einfach Namen drauf, 2 Löcher durch, auffädeln und schon hat man herrlich pilzige Namensschilder.
Auch kann man ihn kleinschneiden und trocknen und später aus ihm auch ein tolles Pilzpapier herstellen. Beschreibe ich unten noch näher.
Wenn der Pilz getrocknet ist, kann man ihn so in einem luftdichten Glas aufbewahrt werden oder man mixt ihn noch zu Pilzpulver. Bei der Teezubereitung schwimmt das Pilzpulver gerne oben auf dem Wasser und das ist nicht jedermanns oder ‑fraus Sache.
Optimale Sammelzeit
Ab August kann man ihn entdecken. Jedoch ab September ist er auf alle Fälle zu finden. Der Pilz selbst ist im Holz der Birke und bildet dann seine Fruchtkörper aus. Er wächst eher langsam und ist auch noch im Winter bei Schnee und Eis zu entdecken. Man sollte ihn dort aber nicht mehr ernten, da er schon mehrmals gefroren und aufgetaut sein kann. Also optimal bis zum Frost ernen.
Teezubereitung
Die einfachste Zubereitung des Birkenporlings ist als Tee
Dazu kann man den Pilz frisch verwenden oder eben den getrockneten Pilz. Wenn Du ihn frisch verwenden möchtest, einfach eine kleine handvoll gewürfelte Pilzstücke (je feiner, desto besser) mit Wasser aufgießen und 10 bis 20 Minuten kochen.
oder
5 g von getrockneten Pilzstücken mit 500 ml heißem Wasser übergießen und 20 min auf kleiner Flamme köcheln.
Eine Tasse des Birkenporling Tee soll die Gesundheit verbessern und das Immunsystem stärken. Wie oben schon besprochen, ist er bitter. Also gerne mit ein wenig Honig süßen.
Tinktur Zubereitung
Es gibt auch die Möglichkeit sich eine Tinktur herzustellen. So bekommt man nicht nur die wasserlöslichen Stoffe des Pilzes.
Dazu sollte man ca 20 g de getrockneten Pilzes in eine Glasflasche geben und mit 100 ml Wodka aufgiessen. Mit Pulver hat man eine größere Oberfläche, es geht aber auch mit Pilzstücken.
Diese Tinktur lässt man nun an einem dunklen Ort für mind. 2 Wochen stehen.
Pilzstücke abseihen. Pulver verbleibt in der Tinktur. Bitte dunkel aufbewahren und/oder eine Braunflasche verwenden.
Kurempfehlung: 3–5 Tropfen in einem Glas Wasser mischen und 3 mal am Tag trinken
Birkenporlings-Pilz-Papier
Tolle Bastelaktion mit Kindern
Birkenporlinge kleinschneiden.
Mit Wasser mixen. Dadurch entsteht eine dicke Pilz-Suppe – nicht zu flüssig machen!
Gut ist es nun einen alten Lappen oder Handtuch vor sich zu legen.
Nun holt man die Weihnachtsausstecherformen aus dem Keller
Legt eine Form der Wahl auf den mehrfach zusammengelegten Lappen und füllt ihn mit der Pilzsuppe.
Dann kann man die Ausstecherle wieder vom Lappen nehmen und ein nächstes Ausstecherle befüllen.
So die ganze Suppe verteilen.
Nun zum Trocknen auslegen. Das ist ganz wunderbar auf der Heizung oder einem Kachelofen wenn man hat. Wichtig ist, dass es nicht zu lange dauert, da sonst der Pilz zu schimmeln beginnt. Man kann es dann kurz vor Trocken auch zwischen Zeitungspapier legen und bügeln.
Färben kann man auch mit ihm
Es gibt eine gelbe Farbe
Einfach einen Sud mit dem Pilz kochen. Ca 200 g auf 10 Liter Wasser.
Dann das vorgebeizte zu färbende Material, wie Wolle, Seide, Stoff hineingeben und darin einen Tag ziehen lassen.
Bin gespannt auf Eure Rückmeldungen und Fotos vom Endprodukten.
Eigener Anbau des Birkenporlings
Man kann frische Birkenstämme mit Birkenporlingssporen “beimpfen” Ich habe das jedoch noch nicht gemacht, habe dies aber bei Myko-Kitchen gelesen und werde es sicher auch einmal ausprobieren.
Sie beschreibt, dass es schon sogenannte “Impfdübel” erwerben kann und damit frisch gefallene Birkenstämme “impfen” kann. Es ist rund ums Jahr möglich. Nach einer Durchwachszeit (indem sich das Myzel durch den Stamm ausbreitet) muss der Stamm dann zum Teil eingegraben und feucht gehalten werden.
Ich bin sehr gespannt, ob Ihr den Birkenporling schon kennt und was ihr schon alles aus ihm hergestellt habt oder welche Erfahrungen ihr gesammelt habt.
Gerne könnt ihr einen Kommentar da lassen
Herzliche Grüße
Heike Engel
Quellen:
Kurs mit Rita Lüder, Kurs mit Katharina Kriegelsteiner, eigene Erfahrung, pdf der https://www.dgfm-ev.de/, https://myko-kitchen.de/birkenporling-tee
2 Antworten
danke, ein wunderbarer bericht, macht mich froh, ich werde auf die suche gehen.….bei birken habe ich immer blätter gesammelt und auch die krebswülste.…..durch die winde und stürme haben die jungen birken sehr gelitten freundlich carmen steg
Hallo liebe Carmen, ja die Blätter sammle ich auch sehr gern. Früher habe ich da auch immer Birkenblättergelee gekocht. Das gefallene Reisig binde ich zum Birkenbesen, welcher mir beim Hausräuchern sehr hilft. Die Birke ist ein wundervoller Baum, welchen man nicht genug schätzen kann. Viele Grüße Heike